100 Jahre Schornsteinfegerinnung Tübingen
„Als Schornsteinfegerinnung für den Bezirk des Regierungspräsidiums Tübingen vertreten wir die Interessen unser Mitgliedsbetriebe. Diese verteilen sich auf neun Land- und Stadtkreise und zwar dem Alb-Donau-Kreis, den Kreisen Biberach, Bodensee, Ravensburg, Reutlingen, Sigmaringen, und Tübingen, sowie dem Zollern-Alb-Kreis, und nicht zuletzt dem Stadtkreis Ulm.
Getreu dem Leitspruch „Edel Handwerk und Gewerk, Walt Gott daß`nit verderb“ wurde am 27. September 1909 im großen Rathaussaal in Reutlingen von 46 Kaminfegern die Kaminfegerinnung Reutlingen, wie sie damals noch hieß, gegründet.
Nun, die Schornsteinfegerinnung Tübingen wird also in genau diesem Jahr, indem sich das Handwerk wohl vor seiner größten Herausforderung der Zukunft sieht 100 Jahre alt. Dies wird mit einer Wanderausstellung durch die Innung dokumentiert und gefeiert. Der Abschluss dieser Ausstellung bildet eine Jubiläumsveranstaltung im Museumsdorf Kürnbach wozu das gesamte Handwerk herzlich eingeladen sein wird.
„Neben tollen Schornsteinfegerfiguren, altem und aktuellem Werkzeug und Messgeräten, sind auch viele Rechtsvorschriften, Gesetzestexte und Bilder aus der Gründungszeit hier zu sehen.
100 Jahre Geschichte im Schornsteinfegerhandwerk, 100 Jahre Schornsteinfegerinnung Tübingen.
Wie schon vorab erwähnt, liegt der Ursprung der Innung in Reutlingen. 1909 mussten auf gesetzliches Geheiß die 46 Kaminfeger in diesem Bereich eine Zwangsinnung gründen. In Anlehnung an Mustervorschläge von Innungsversammlungen z.B. der freien Schuhmacherinnung in Leonberg, sowie der Gewerbeordnung wurde die erste Satzung zusammengestellt.
Zum ersten Obermeister der neu gegründeten Innung wurde Fritz Mergenthaler aus Reutlingen gewählt.
Zu dieser Zeit gab es in Württemberg vier Zwangsinnungen.
Die Innungsbereiche waren damals auf die Handwerkskammerbereiche abgestimmt.
Nach Ende des zweiten Weltkrieges wurde das Land Württemberg in zwei Zonen aufgeteilt. Die amerikanische Zone Nord-Württemberg und die französische Besatzungszone Süd-Württemberg-Hohenzollern. Die Folge war, dass die seitherigen vier Innungen in Württemberg aufgelöst, und für jede Besatzungszone nur eine Innung gebildet wurde. Die Schornsteinfegerinnung Reutlingen gehörte somit der Vergangenheit an und man sprach jetzt von der Innung Süd-Württemberg-Hohenzollern.
Zu dieser Zeit gab es im Innungsbereich 86 Kehrbezirke. Die Aufgabe der Bezirksschornsteinfeger war das Reinigen der Schornsteine und somit waren Sie auch für den vorbeugenden Brandschutz der Gebäude und Städte zuständig.
Mit der Gebietsreform am 01.Januar 1973 wurde eine erneute Namensänderung der Innung notwendig. Räumlich entsprechend den Regierungsbezirken – deckungsgleich -, jedoch die Regierungspräsidien änderten ihre Bezeichnung. Diesem Umstand musste in der Namensgebung Rechnung getragen werden.
Aus der Schornsteinfegerinnung Süd-Württemberg-Hohenzollern wurde die Schornsteinfegerinnung für den Bezirk des Regierungspräsidiums Tübingen.
Zu jener Zeit war Wilhelm Weindel Obermeister der Innung. In seine Amtszeit fiel eine weitere einschneidende Veränderung im Schornsteinfegerhandwerk.
Als Waldsterben, Energieverbrauch und Energieeinsparung noch unbekannte Begriffe waren, wurde im Oktober 1973 mit den Immissionsschutzmessungen in Baden-Württemberg begonnen.
Die Rechtsgrundlage war damals eine Rechtsverordnung des Landes Baden-Württemberg zum Immissionsschutzgesetz von Baden-Württemberg. Die Rechtsverordnung hatte zum Ziel die Luftverunreinigenden Emissionen aus kleineren, mit flüssigen Brennstoffen betriebenen Feuerungsanlagen im häuslichen Bereich zu senken. Diese Rechtsverordnung wurde im Jahre 1974 durch das Bundesimmissionsschutzgesetz abgelöst.
Dieses Gesetz löste die in mehreren Bundesländern vorhandenen und von sich abweichenden Vorschriften und Verordnungen ab und fasste die unter den zwischenzeitlich eingetretenen Weiterentwicklungen des Standes der Technik zusammen und stellt seither ein einheitliches Regelwerk dar.
Das Schornsteinfegerhandwerk ging bei den Messungen über seinen Auftrag, der ihm durch die erste Bundesimmissionsschutzverordnung erteilt wurde, hinaus. Es wurde nicht nur gemessen und die Messwerte aufgezeichnet, sondern auch die Betreiber in feuerungstechnischen Fragen beraten. Dies verlangte ein hohes Maß an Verantwortung und Fachkenntnis.
Zum 01. Januar 1985 wurde im „Ländle“ als letztem Bundesland die Abgaswegeüberprüfung an Gasfeuerstätten durch das Schornsteinfegerhandwerk eingeführt. Dies hatte zur Folge, dass nochmals weitere 149 neue Kehrbezirke in ganz Baden-Württemberg gebildet wurden.
Diese Einführung der Abgaswegeüberprüfung war ein weiterer Meilenstein in unserem Handwerk.
Jetzt reichte es nicht mehr aus nur über die Verbrennung und die Funktionsweise einer Feuerstätte Bescheid zu wissen, sondern das Zusammenwirken der einzelnen Bestandteile der Feuerungsanlage galt es zu beurteilen.
Während dieser Zeit war Peter Habel hier aus Ulm Obermeister der Innung Tübingen.
Peter Habel wurde von den Innungsmitgliedern 1978 zum Obermeister gewählt, und bis 2001 immer wieder in seinem Amt bestätigt. Somit ist er der Obermeister mit der bisher längsten Amtszeit. Nach seiner Verabschiedung aus seinem Ehrenamt im Jahre 2001 ernannte ihn die Innungsversammlung als bisher Einzigen Kollegen unserer Innung zum Ehrenobermeister.
Lange Zeit verwalteten die Obermeister und Mitglieder der jeweiligen Innungsvorstände ihre Tätigkeitsbereiche in Ihnen eigenen Büros, bis 1994 das eigene Innungsgebäude eingeweiht werden konnte.
Am 10. Juni 1994 wurde das neue Verwaltungs- und Schulungs-Gebäude in Riedlingen seiner Bestimmung übergeben. Neben einem Schulungs- und zwei Seminarräumen wurden auch Räumlichkeiten für den Messgeräteprüfstand eingerichtet. Somit ist das Innungshaus in Riedlingen seit diesem Zeitpunkt zentrale Anlaufstelle für alle inzwischen 170 Bezirksschornsteinfegermeisterbetriebe im Bereich der Innung Tübingen.
Nach Jahren der Reformen und der Umgestaltung unseres Berufstandes ist es nun an der Zeit wieder nach vorne zu schauen.
Ort und Zeit der Wanderausstellung
KSK Riedlingen 13. März
KSK Ravensburg 03. April
KSK Tübingen 07. Mai
Sparkasse Bodensee 12. Juni
KSK Biberach 06. Juli
Kürnbach (Bad Schussenried) 11. Juli
KSK Reutlingen 25. September
KSK Sigmaringen 06. November